Der Apfüller:
Cadenhead,
WM - schottische Whiskyfirma. Die bloße Erwähnung des Namens
Cadenhead bringt die Augen Augen der Malt-Liebhaber zum Leuchten. Denn
in einer Zeit, in der es nur wenige Single Malts gab, und kaum etwas außer
einem Glenfiddich, einem Glen Grant (der nur 5 Jahre
alt war) und in Schottland vielleicht noch einem Glenmorangie, in
dieser dürren Zeit waren es die gedrungenen Flaschen mit dem schwarzen
Label und der weißen Beschriftung, die dem Durstigen Oasen in der
Wüste waren. Präzise über die Herkunft ihrer damals noch
Pure Malt genannten Whiskies Auskunft gebend und immer mit 46% abgefüllt,
wiesen sie Wm. Cadenhead, 18 Golden Square Aberdeen als Quelle aus.
In Aberdeen hatte William Cadenhead 1842, damals noch
in der Netherkirkgate, seinen Wein- und Spirituosenladen gegründet.
Die heutige Adresse lautet 30, Union Square, Campbeltown. Kenner können
das einordnen: Dort ist auch Eaglesome zu Hause und das ist eine Tochterfirma
von J. & A. Mitchell, denen wieder die Springbamk Distillery gehört.
Adresse und Besitzer haben gewechselt, aber immer noch darf Cadenhead sich
rühmen, zusammen mit Gordon % MacPhail der älteste und immer
noch einer der bedeutendsten der unabhängigen Abfüller zu sein;
die Konkurenten aus Elgin, obschon auch über 100 Jahre alt, sind aber
wesentlich jünger. Die Firma hat in den letzten Jahren vom Malt-Boom
profitiert - und ihn dazu verwendet, ihre Aktivitäten auszubauen.
Dabei hat sie ihr Prinzip, ihren Kunden Single Malts möglichst unverfälscht
anzubieten, noch einmal verschärft: auf Kühlfiltrierung und jede
Färbung wird schon lange verzichtet, aber seit der Einführung
der Authentic Collection wird in cask strenght abgefüllt.
Die Flaschen haben jetzt alle die Form, die bei Malts üblich ist.
Die Vielfalt der Abfüllungen macht es unmöglich,
auch nur annähernd zu erfassen, welche Single Malts von welcher Brennerei
von Cadenhead zu bekommen waren und sind. Es kann Zufall gewesen sein,
aber genau zu ihrem 150. Geburtstag gab die alte schottische Firma eine
fulminante Serie von Single Malts heraus - ausgerechnet von irischen Brennereien.
Die meisten von ihnen existieren bereits nicht mehr: Bow Street, John´s
Lane, Jones Road, Old, Bushmills, Royal Irish und Tullamore. Schon
oft gab es große Raritäten (wie den Ladyburn) und es
gibt oft sehr alte Malts.
Leichter ist es zu sagen, was nicht zu bekommen war: den
Triumph z.B., einen Glenmorangie anbieten zu können, konnte
auch Cadenhead bis jetzt nicht feiern. Das man dagegen auch gute Bestände
an Demerara-Rum hat, ist bekannt, seit zwei Sprinbanks aus Rumfässern
angeboten wurden. Auch das eine oder andere Bourbon-Faß scheint in
Campbeltown zu lagern, denn in der Authentic Collection gab es
einen 6jährigen mit 66,3% und einen 9 Jahre alten American mit
64,2%, bei denen jeweils "Destilled at Frankfort, Kentucky" als
Herstellerangabe auf dem Label stand.
Die Firma führt auch die Blends: Hielanman, Moidart und Putachieside. Sie
hat eine Tochter, die unter dem Namen Duthie ebenfalls als unabhängiger
Abfüller auftritt. Eine Kuriosität ist der Triple S, ein
glasglares, frisches Destillat, abgefüllt in 50cl Flaschen, ein Single
Scottish Spirit, hinter dem sich wohl ein new make aus Springbank
verbirgt. In Edinburgh, in der Royal Mile, gehört Cadenhead der kleine
Laden, der alles anbietet, was an Abfüllungen aktuell zu bekommen ist.
Darunter ist auch eine Flasche von 1919. Geführt von zwei Enthusiasten,
die auch Antialkoholiker zu bekennenden Trinkern machen könnten, ist auch
er eine Oase, obwohl Edinburgh ja keineswegs eine Malt-Wüste ist.
Quelle:
Das Whisky Lexikon
von Walter Schober