Single Grain Whisky
Obschon jeder Whisky
aus einer Getreidemaische destilliert wird und somit eigentlich ein Grain
ist, ist die Bezeichnung doch für eine bestimmte, klar definierte Whiskysorte
reserviert. Während ein Malt aus
reinem Gerstenmalz gemacht und in kupfernen
pot stills zwei oder dreimal
destilliert werden muß, während ein amerikanischer Straight Bourbon aus einer
Maische mit minndestens 51% Mais, ein Straight Rye aus mindestens 51% Roggen
in der Maische bestehen müssen, während ein klassischer Irish aus gemälzter
und ungemälzter Gerste besteht, die wiederum in pot
stills gebrannt werden, kann für den Grain jedes beliebige Getreide
verwendet werden. Tatsächlich richtet sich die Zusammensetzung der Maische
nicht nach irgendwelchen gesetzlichen Vorschriften, sondern nach dem Markt,
d.h. es wird das Getreide genommen, das gerade am billigsten zu kaufen ist.
Doch es gibt noch ein zweites Kriterium: Die Methode der Destillation.
Grain wird nicht in den klassischen birnen- oder zwiebelförmigen Brennblasen
zum Whisky, sondern durch das kontinuirliche Brennen in patent stills, die
oft auch nach einem ihrer Erfinder als Coffey stills bezeichnet werden. Aeneas
Coffey und, unabhängig von ihm, Robert Stein entwickelten in den zwanziger
Jahren des letzten Jahrhunderts ein neues Verfahren, bei dem die hauptsächlich
aus Wasser und Alkohol bestehende wash nicht
durch Erhitzen und Kondensieren destilliert wurde. Vielmehr >>entkleidet<<
bei ihrer Methode heißer Dampf, der von unten in einen säulenförmigen
Brennapparat eingeführt wird, die von oben kalt eingeleitete wash von
Alkohol. Während mit den pot stills immer
nur partienweisen gearbeitet werden kann, können die column oder continuos
stills ohne Unterbrechung beschickt werden. Das dabei gegenüber der
traditionellen, ursprünglichen Methode erhebliche Kostenvorteile zu
erzielen sind, liegt auf der Hand. Sie machen den Grain, der schon vom billigeren
Ausgangsprodukt profitiert hat, noch einmal billiger. Zudem läßt
sich so ein höheres Arbeitsvolumen
erreichen, das Destillat ist sehr rein, wenn auch etwas geschacks- und aromenarm.
Es ist nicht übertrieben zu behaupten, das die Erfindung
Coffeys und Steins die Whiskywelt revulotioniert hat. Sie ermöglicht
die Herstellung von gutem, aber billigem Whisky in großen Mengen. Tatsächlich
spielte der Grain zunächst
eine große Rolle, um preisgünstigen Whisky von Schottland nach
England zu liefern. Aber wie wertvoll die Erfindung des neuen Whiskytyps
war, erwies sich wenige Jahrzehnte später, als es Pionieren wie Usher
gelang, aus einer Mischung von Malts und
Grain einen wiederum neuen Whiskytyp zu kreieren, den Blend.
Er hat den Vorteil, das er mit großer konsistenz widerholbar ist, also
nach einer festen Formel immer wieder neu gemischt werden kann - die Voraussetzung
für die Entstehung eines identifizierbaren Markengetränkes. Er
hat als Scotch seit der Mitte des letzten Jahrhunderts zunächst Großbritanien
erobert (wobei ihm die Reblauskatastrophe in Frankreich half, die den Engländern
ihren bis dahin bevorzugten Brandy nahm) und dann den Rest der Welt. Er hat
die Grundlage für das Entstehen eines bedeutenden Wirtschaftszweiges
gelegt, der immer noch dem Staat große Steuereinnahmen beschert. Er
trug entscheident dazu bei, das der originale Whisky, der Malt, in Vergessenheit
geriet und daß,
bis vor wenigen Jahren, der hauptsächlich aus Grain bestehende Blend
das Synonym für schottischen Whisky war.
Als Single Grain hatte die neue Sorte lange nur eine sehr beschränkte Bedeutung.
Einzig der aus der Cameronbridge
Destillery stammende Cameron Brig war auf dem Markt, ehe zunächst Invergordon
einen gleichnamigen Single Grain verkauften. Erst William Grant & Sons bemühten
sich mit ihrem Black Barrel darum, einen Grain weltweit anzubieten.
Quelle: Das
Whisky Lexikon
von Walter Schobert
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