Single Malt Scotch
Whisky
Er war
der erste, der originale, der ursprüngliche Whisky, gilt vielen immer
noch als der edelste und beste und ist auf jeden Fall der vielseitigste,
mit einer
überwältigenden Vielfalt, die den Malt jeder Brennerei unverwechselbar
macht, kein Faß dem anderen gleichen lässt, jedem einen eigenen
Character schenkt, mit einer Fülle von Aromen und Geschmacksnuancen
ohnegleichen. Er ist eine vollendete Kombination der Gabe der Natur, der
Kunst des Menschen, ihn zu schaffen, und des Landes, mit dem er verbunden
ist u8nd zusammen gehört. Jede Spirituose ist eine Konzentration eines genius
loci, aber Malt Whisky ist es in besonderem Maße. Whisky heißt >>Wasser
des Lebens<< und die Schotten nennen ihn auch spirit - er
verkörpert ihren Geist, den Geist des Gälen, eines Keltischen Landes.Die
Naturprodukte, die man für ihn braucht, sind Wasser, Gerste und Hefe.
Aus ihnen destillieren die Menschen eine alkoholhaltige Flüssigkeit,
die auf ein weiteres Naturprodukt angewiesen ist, um verfeinert zu werden, auf
Fässer aus Eichenholz - und die Luft, in denen die Fässer älter
und ihr Inhalt reifer werden. Malt ist eine Verheiratung, eine Versöhnung
der vier Elemente - durch Menschen. Ohne Wasser gibt es keinen Malt, die
Erde schenkt das Getreide und den Torf, der so unnachahmlich zu seinem Wohlgeschmack
beiträgt und zu
Feuer wird, das das Wasser erwärmt und die vom Menschen erfundenen kupfernen
Brennblasen, die pot stills, erheitzen,
damit der spirit, der Geist, stärker und reiner wird. Die
Luft umgibt ihn dann jahrelang, die reine Luft der Highlands oder salzige
der Inseln.
Man kann das alles auch nüchterner beschreiben:
Malt ist ein Destillat, das nur aus einer einzigen Getreidesorte gewonnen
werden darf: aus Gerste, die auch heute noch zum größten Teil aus Schottland
kommt. Außerdem dürfen nur Wasser und Hefe verwendet werden. Das man aus
einem Getreidekorn eine alkohohaltige Flüssigkeit machen kann, verdankt sich
der Tatsache, das Getreide Stärke enthält, die in Zucker verwandelt werden
kann, der durch Vergärung zu Alkohol wird, dessen Stärke durch Erhitzen erhöht
wird. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Malts entstehen dadurch, daß
jede Brennerei ihr eigenes, wie ein Augapfel gehütetes Quellwasser hat, daß
verschiedene Gerstensorten eingesetzt werden, daß vor allem bei der Umwandlung
der Gerste in Malz Rauch und Torf in unterschiedlichen Proportionen mit dem
Korn in Berührung kommen, daß die Hefekulturen sich unterscheiden, vor allem
aber die Form der pot stills,
daß das fertige Destillat in unterschiedlichen Faßarten in ganz verschiedenem
Mikroklima reift: Viele Parameter sind es, die jedem Malt seinen eigenen
Character geben.
In nur vier Stufen wird aus Gerste ein solches Individuum: In einem ersten
Arbeitsgang wird das Korn durch Einweichen in Wasser zur Keimung gebracht
wird. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen ist, folgt das Trocknen über
Feuer in den Kiln, bei dem die Umwandlung
von Stärke in Zucker beginnt. Ob und wieviel Torf dabei verwendet wird,
ist Teil der Philosophie der einzelnen Brennerei (in Irland wird völlig
ohne Rauch gearbeitet). Im nächsten Arbeitsgang wird das Malz gemahlen
und eingemaischt, dann mit Hefe versetzt und zur Vermentation gebracht. Der
dritte Schritt ist die eigentliche Destillation, die in Schottland bis auf
wenige Ausnahmen in zwei, in Irland in drei Durchgängen erfolgt. Der
Teil des Destillats, der keine giftigen Stoffe enthält, wird aufgefangen
und als new
spirit, mit etwas Wasser versetzt, in Fässer aus amerikanischer
oder spanischer Eiche gefüllt, in denen in der Regel vorher entweder
Bourbon oder Sherry oder schon einmal Malt war. Der letzte Arbeitsgang, die maturation,
beginnt. Der Gesetzgeber schreibt vor, daß sie mindestens drei Jahre
dauert; erst dann darf sich der Malt auch Whisky nennen. Es gibt aber nur
wenige Brennereien, die ihren Malt schon so jung verkaufen, meist reift er
zehn, zwölf oder auch noch mehr Jahre. Je länger er gelagert wird,
desto teurer wird er.
Vom
maischen angefangen, ist es zwingend
vorgeschrieben, die arbeiten in der Brennerei selbst durchzuführen. Früher
hat auch jede Destillerie ihr eigenes Malz auf den floor
maltings selbst durchgeführt. Weil das langwierig und personalaufwendig
und deshalb teuer ist, erzeugen heute nur wenige Brennereien wie Balvenie,
Bowmore oder Highland Park ihr eigenes Malz. Die anderen beziehen es von
großen industriellen maltings, geben
ihnen aber genaue Rezepte vor, mit welchen Torfanteilen sie ihr Malz wünschen.
Die gleiche Sorgfallt gilt der Form der stills,
die den Character eines Malt und vor allem seinen Körper entschieden beeinflussen.
Müssen sie ersetzt werden, weil sie abgenutzt sind, oder soll die Kapazität
erhöht werden, kommen nur exakte Kopien der Vorgänger in Frage.
Obwohl er durchaus auch anderswo hergestellt wird, wird
Malt zu Recht mit Schottland identifiziert - in den beiden irischen Malt-Brennereien
Bushmills und in Riverstown wird nach schottischen Methoden gearbeitet. In
Schottland sind von einstmal heute etwa 125 Brennereien übriggeblieben, von
denen allerdings wegen des Whisky-Lochs nur ungefähr 80 auch aktiv produzieren,
weitere 30 könnten jederzeit wieder in Produktion gehen und von weiteren
25, die zum Teil oder ganz abgerissen wurden, sind immerhin noch Reste an
Whiskybeständen vorhanden. Das die Malts so vieler Brennereien für den Maltliebhaber
käuflich zu erwerben sind, ist eine relativ moderne Erscheinung. Spätestens
nach dem für Malthersteller vernichtenden Urteil des Londoner Gerichts im
>> What is Whisky-Case << 1909 war das Schicksal des Malt besiegelt: seine
Bestimmung war es, den Blends Rückrat
und Chartacter zu geben. Auch heute werden 90% der schottischen Produktrion für
Blends verwendet.. Aber es gibt ihn wieder, den >>King of Drinks<<.
Die Wiederentdeckung ist nur einer Firma zu verdanken: William
Grant & Sons und ihren Glenfiddich, den
sie 1963 unter dem Gelächter und Spott der übrigen Branche auf
den Markt brachten. Seitdem haben immer mehr Brennereibesitzer erkannt, das
es sich lohnt, auch ihren Malt anzubieten. Der eigentliche Durchbruch zur
Maltrevolution ereignete sich Ende der achtziger Jahre. Bücher wie Wallace
Millroys >>Malt
Almanac<< und Michael Jacksons >>Whisky<< trugen ebenso
dazu bei wie paradoxerweise die zunehmende Firmenkonzentration und vor allem
der Kauf der DCL durch Guinness. Um einen Malt auf den Markt zu bringen,
braucht man Mittel, die oft nur große Firmen haben. Guinness´ UD setzten
mit ihren >>Classic Malts<< ein Zeichen. Seitdem sind die Dämme
gebrochen. War es vor zehn Jahren noch völlig unmöglich, aus allen
Whiskyregionen und von allen 125 schottischen Brennereien einen Malt zu bekommen,
heute ist es leicht. Viele dieser Single Malts aus einer einzigen Brennerei
sind als Eigentümer
Abfüllung zu bekommen, noch mehr von den unabhängigen. Mehr noch,
es gibt nicht nur Single Malts, sondern Single Single Malts: Whiskys aus
einem Einzelfaß,
wie sie von den Kennern besonders geliebt werden, weil eben keine zwei Fässer
sich gleichen, und es gibt sie auch naturbelassen, in cask
strengh. In Vergessenheit geraten sind die Vatted
Malts,
die hervorragend sein können. An einen Single Malt freilich kommen sie
nicht heran. Er bleibt der erste, der originale, der ursprüngliche Whisky,
der edelste und der mit dem größten Reichtum an Aromen und Geschmacksnuancen.
Quelle: Das
Whisky Lexikon
von Walter Schobert
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